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"Mamsi und ich" von Curt Bernd Sucher

Mamsi und ich – eine (Doppel-)Autobiographie

„Sie hat mich belogen“, so fängt das autobiographische Buch „Mamsi und ich, die Geschichte einer Befreiung“ von Curt Bernd Sucher an.

„Mamsi“, das ist Suchers Mutter, die ihn unaufhörlich antrieb und der jeglicher Erfolg des Sohnes nie gut genug war. Das ganze Ausmaß, warum das so war, hat der heute 70-Jährige nach ihrem Tod im Jahre 2005 erfahren. Margot Sucher, geborene Artmann, war Jüdin und kam aus einem großbürgerlichem Hause. Als 17-Jährige wurde sie 1942 zusammen mit ihrer Mutter in ein Konzentrationslager (KZ) deportiert. Sie überlebte, da die Polin Janina Szafranek ihr 1943 zur Flucht aus dem KZ Belzec verhalf.

1988 reiste Sucher zu seiner „zweiten Mutter“ nach Lublin (Polen) und erfuhr von ihr so einiges, worüber seine Mutter bis zu ihrem Tod nie sprechen konnte. Margot Sucher wich den Fragen ihres Sohnes mit dem Satz aus: „Bernd, ich möchte darüber nicht sprechen“.

C. Bernd Sucher ist promovierter Literaturwissenschaftler und hat zahlreiche Bücher geschrieben und 2019 die tief beeindruckende (Doppel-) Autobiographie „Mamsi und ich“ veröffentlicht. In diesem Buch arbeitet C. Bernd Sucher nicht nur seine Mutter-Sohn-Beziehung auf, sondern erläutert seinen Werdegang als Kulturjournalist, als Autor, als Intellektueller. In seinem Leben hat der erfolgreiche Autor, Journalist und Professor viele Hürden gemeistert und dennoch nagen an ihm stets die Selbstzweifel. Getriggert werden diese durch die jahrelange fehlende Anerkennung seitens der Mutter. „Noch kann ich auf Dich nicht wirklich stolz sein. Menschen mit einem Dr.-phil.-Titel gibt es zuhauf: Feuilletonisten auch“, heißt es unter anderem in einem Brief von Margot Sucher an ihren Sohn, als dieser die Stelle des Kulturjournalisten bei der Süddeutschen Zeitung annahm.

„Mamsi und ich. Die Geschichte einer Befreiung“ beschreibt auf minutiöse Weise Suchers  Annäherung an eine zumeist unnahbare Mutter, die den Autor durch ihren Ehrgeiz zur Höchstform performen ließ. Die ergreifende Autobiographie ist gespickt mit Dokumenten und Briefen von Margot Sucher, die C. Bernd Sucher in Verbindung mit seinen Tagebuchaufzeichnungen und Erinnerungen zu einem überaus beeindruckenden Werk verfasst hat.

 

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